Christlicher Nationalismus

Alea iacta est - Die Würfel sind gefallen.

2025 wird ein Jahr politischer Umwälzungen. Was da gerade passiert, wer die Akteure sind und wie ihre Psychologie dahinter funktioniert.

Vorwort 

ATLAS ist ein loses Netzwerk von Milliardären, Unternehmern und Denkfabriken, die sich darüber austauschen, wie sie die Gesellschaft in ihrem Sinne transformieren können. Das ist keine Verschwörung, sondern politische Lobbyarbeit. Soweit so normal 

Kerngedanke ist Wirtschaftswachstum durch totale persönliche Freiheit, ohne störenden Staat.

Die Heritage-Foundation ist Teil von ATLAS und dass Unterstützer-Netzwerk hinter den Republikanern. Heritage kanalisiert die gemeinsamen Interessen von Milliardären und christlichen Nationalisten um ihre Synergien zu nutzen.

Projekt 2025 sieht die Entkernung des Staates vor. Einerseits um Milliardäre von jeglicher Kontrolle zu befreien, andererseits um die Trennung von Religion und Sozialstaat aufzuweichen. Dort sollen künftig die Regeln der Evangelikalen gelten, mit dem Ideal der weißen christlichen Familie und dem Mann als Oberhaupt. Als Sündenböcke gelten Ausländer, Wissenschaft und Wokeness (Beliebiges Schlagwort für alles, was ihnen nicht passt).


Christlicher Nationalismus 

Trumps größte Wählergruppe besteht aus evangelikalen Christen. Evangelikal ist ein theologischer Sammelbegriff für Kirchengemeinden, die bestimmte Werte teilen (wenn auch nicht immer alle gleichzeitig). Die Differenzen zwischen den Evangelikalen sind enorm. Dennoch gibt es sich wiederholende Muster, die sie verbindet. -A


Dazu gehören beispielsweise 1) die Bekehrung und Taufe, 2) die Vorstellung einer persönliche Beziehung zu Gott, bedeutet auch das Probleme individualisiert werden 3) der Glaube in der Nachfolge Christi zu leben 4) die Bibel sei als Gottes Wort die höchste Autorität, 5) leiten ihre Lebensform aus ihrem Verständnis der Bibel ab 6) starkes Gemeindeleben, Christ ist man in einem sozialen Netzwerk 7) dass sie sich im Kampf mit bösen Mächten befinden, 8) der Glaube das Christus in der Endzeit wiederkommt, 9) die Auferstehung zum ewigen Leben mit Jesus, 10) eine klare Abgrenzung zu anderen religiösen Vorstellungen - B


Der Evangelikalismus hat sich historisch entwickelt. Frühe Reformationsbewegungen in Europa wurden verfolgt. Deshalb wanderten viele Gläubige in die USA aus. Kurzgesagt: Um die Integrität des Glaubens schützen plädierten die meisten Christen im frühen Amerika für die Trennung von Kirche und Staat. Diese gilt heute, noch. Ein Teil der Christen (z.B. Puritaner) wollten aber das Land für sich erobern um im geschützten Amerika die Wiederkehr von Jesus Christus vorzubereiten. (Das neue auserwählte Volk). -C


Diese Vorstellung hält sich bis heute. Und lebt nun als "christlicher Nationalismus" wieder auf. Christliche Nationalisten sind der Überzeugung, die USA seien als christliche Nation entstanden und müssten auch entsprechend regiert werden. Das Motiv des geistigen Kampfes im Krieg gegen das Böse taucht immer wieder auf. Es dreht sich alles um den Gedanken, dass echte Amerikaner auch Christen sein müssen. -D


Diese Frage bildet den Kern des christlichen Nationalismus: Wer ist eigentlich ein echter Amerikaner und wer nicht? Und weiterführend. Wer gehört dazu und wer nicht? Wer darf amerikanische Rechte haben? Welche politische Positionen muss ein echter Amerikaner vertreten? -E


Dazu ist es nützlich zu wissen, dass amerikanische Kirchen wie Unternehmen geführt werden. Alles, von Gemeinde bis Pastor werden durch Spenden und Verkäufe finanziert. Es gibt viele verschiedene Kirchen und sie stehen unter einem Wettbewerbsdruck mit anderen Gemeinden. Da verwundert es nicht, dass amerikanische Kirchen oft auch Soziale Zentren eines Ortes sind, mit Kinderbetreuung, Bowlingbahnen, Kletterhallen, Restaurants, etc. -F


Kirchen in Amerika bieten die Hilfen an, die der Sozialstaat nicht anbietet. Es besteht von Seiten der Gemeinde also oft kein Interesse, dass der Staat Sozialleistungen anbietet. Denn dann sind die Menschen nicht mehr abhängig von den Kirchen. Gerade wenn eine Hilfsbedürftigkeit besteht, müssen sich Menschen gut überlegen ob sie es sich leisten können, das Soziale Netzwerk der Kirchen zu verlassen. -G


Dennoch sind die Zahlen der Evangelikalen in den USA seit Jahren rückläufig. Davon fühlen sich viele bedroht. Für diese Entwicklung machen Evangelikale den liberalen Zeitgeist des Staates verantwortlich. Vor allem die säkuläre "Wokeness" bedrohe die traditionellen christlichen Werte. Der Staat wolle ihre Kinder zum Unglauben erziehen. -H


Deshalb haben sich einflussreiche evangelikale Leitungspersonen in politischen Netzwerken zusammengetan. Ziel ist, die Trennung von Kirche und Staat aufzuweichen, indem von ihnen unterstützte Abgeordnete wichtige Schlüsselpositionen besetzen. Ein dichtes Netzwerk an Medien trägt ihre Anliegen aggressiv in die Welt hinaus. -I


Mit den Republikanern teilen die Evangelikalen die Idee, den kontrollierenden Sozialstaat möglichst weit zu entkernen. Im Gegenzug soll der Rechtsstaat evangelikale Ordnungsvorstellungen durchsetzen. Diese beinhalten solche Inhalte wie ein allgemeines Abtreibungsverbot, das Verbot von Homo- und Transsexualität, Kreationismus statt Evolutionslehre, die Zehn Gebote im Klassenzimmer, Bücherverbote und die christliche Familie als Keimzelle der Nation mit dem Mann als Oberhaupt. -J


Je nachdem wen man fragt, ist die Begeisterung für Trump euphorisch bis wenig begeistert. Dennoch sind sich seine evangelikalen Wähler*innen einig. Trump ist ein "Werkzeug Gottes". Er mag selbst nicht durch einen christlichen Lebenswandel auffallen, aber er vertritt die Sache der Evangelikalen. Oft wird der Vergleich mit dem Perserkönig Kyros bemüht. Kyros hat die Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft befreit und den Juden die Freiheit zurückgegeben. Eine ähnliche Rolle für das Christentum in den USA wird Trump zugeschrieben. -K


Es ist eine symbiotische Beziehung. Trump kann seine evangelikale Wählerschaft nutzen, um den kontrollierenden Staat zu entkernen, die Evangelikalen können Trump ihrerseits nutzen, um den Rechtsstaat durch einen Theokratischen zu ersetzen. Deshalb wurde in Zusammenarbeit mit dem Atlas Netzwerk und der Heritage-Foundation das Projekt 2025 erstellt. Glaubt man den geschriebenen Worten dieses Projekts, sind Evangelikale und Republikaner bereit, den demokratischen Rahmen einzuschränken oder gar zu verlassen. L


Das passt final auch zur Endzeit-Rhetorik vieler evangelikaler Pastoren. In Bezug auf die Offenbarung predigen viele von ihnen, dass wir in der "Endzeit" leben. Sie interpretieren alles was geschieht als Zeichen, dass das Ende der Welt naht, Jesus Christus wiederkehrt um die Welt zu richten (also alle Nicht-Christen). Die evangelikalen Christen glauben wahlweise, dass sie in dieser Endzeit entrückt werden, die Toten mit Jesus wiederauferstehen oder dass sie mit der Waffe in der Hand an Jesus Seite gegen das Böse kämpfen werden. M


Deshalb fürchten sich evangelikale Christen auch nicht vor dem Weltuntergang. Im Gegenteil, viele von ihnen sehnen das Ende der Welt herbei. Noch extremer, manche glauben sogar, dass sie dazu auserwählt sind, dass Ende der Welt aktiv herbeizuführen. (Deshalb wird auch der Klimawandel als etwas positives wahrgenommen, wenn er denn anerkannt wird, als etwas wo der Mensch nicht eingreifen darf, denn der Klimawandel sei Gottes Plan). N


Eine ganz spezielle Beziehung haben die Endzeit-Evangelikalen zum Staat Israel. Denn von dort erwarten sie den Anfang vom Ende der Welt. Deshalb soll Israel uneingeschränkt unterstützt werden. Denn wenn der Nahost-Konflikt eskaliert, soll nach ihrer Vorstellung, Christus bald wieder kommen. Und das christliche Amerika soll fest an seiner Seite kämpfen. -O


Fazit - Persönliche Einschätzung

Während reiche Menschen wie Trump, Vance, Musk oder Thiel für ihre persönliche totale Freiheit kämpfen, glauben christliche Nationalisten die totalitäre Freiheit an der Seite von Jesus Christus als höchste Autorität zu erlangen. Musk möchte zum Mars fliegen (lassen). Thiel möchte eine schwimmende Stadt bauen. Er sagt offen, dass Milliardäre über die Mehrheit der Menschen herrschen sollten. Und Demokratie stört dabei nur.

In wie weit es ihnen gelingt, die kontrollierenden Checks & Balances zu entkernen und ob es in 4 Jahren noch faire Wahlen gibt, wird sich zeigen. Amerika ist ein komplexes Land und es spielen viele Faktoren eine Rolle. Nicht zuletzt auch wirtschaftliche Entwicklungen und internationale Beziehungen. Die Idee des Selfmade- Millionär, dass der Staat keine Steuern verlangt, dass Bürokratie- Abbau wirtschaftliche Kreativität und Innovation freisetzt, stößt bei vielen Amerikanern auf eine hohe Resonanz.

Dennoch sollte man die autoritären Risiken dahinter nicht abtun, sondern ernst nehmen. Bereits die rechtlichen Unsicherheiten zeigen, dass die Lage ernst und unberechenbar ist. Eine zentrierte Macht in den Händen weniger macht abhängig von deren Lust und Launen. Und eine totalitäre Freiheit in der Hand weniger kann nicht im Interesse aller Menschen sein. 

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